15. Empfehlungen zum Entwurmungsmanagement
15.1. Wie schütze ich mein Pferd vor Wurmbefall?
Mit einigen wenigen Maßnahmen kann nicht nur die Parasitenbelastung auf Weiden und im Stall deutlich herabgesetzt, sondern auch das Risiko verringert werden, dass Pferde in einem übermäßigen Maß von Parasiten befallen werden. Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen besteht die Notwendigkeit, die Pferde durch entsprechende Präparate, die beim Tierarzt erhältlich sind, zu entwurmen.
Die folgende Checkliste zeigt, welche präventiven Maßnahmen im Hinblick auf einen Wurmbefall getroffen werden können:
- Paddocks und Weiden werden in regelmäßigen Abständen, spätestens alle zwei bis drei Tage, abgeäppelt. Dadurch wird verhindert, dass im Kot befindliche Larven auf die Weide oder Paddockfläche auswandern.
- Für das Düngen der Weideflächen wird kein Pferdemist verwendet. Andernfalls würden sich im Mist befindliche Larven auf der Weide verteilen und diese verseuchen.
- Im Rahmen der Weidepflege werden die Geilstellen nicht breit geschleppt. Eine Verbreitung von Parasiten auf die gesamte Weide wird so erfolgreich abgewendet.
- Durch das Ausmisten des Stalles oder Abäppeln der Weiden in einem geregelten Rhythmus wird die Gefahr, dass Pferde sich durch Parasitenlarven infizieren, herabgesetzt.
- Neuankömmlinge verbringen eine Zeit in Quarantäne, bevor sie dann Auslauf auf der Weide oder dem Paddock genießen dürfen. Bevor es grünes Licht für den Weide- oder Paddockgang gibt, gilt es, den Entwurmungsstatus des Neuankömmlings zu checken. Bei Unsicherheiten sollte eine zusätzliche Entwurmung des Pferdes durchgeführt werden.
Was das Entwurmungsregime der Pferde angeht, gibt es eine wichtige Grundregel, die beachtet werden sollte:
In der Stallgemeinschaft oder im Pferdebetrieb wird ein gemeinschaftliches Entwurmungsregime verfolgt, das alle Pferde umfasst, egal, ob es sich dabei um einen Jüngling auf der Weide, die Zuchtstute, einen Rentner oder das trainierte Turnierpferd handelt!
Bei allen Fragen zum Thema Entwurmung steht der Tierarzt beratend zur Seite.
15.2. Welche Entwurmungskonzepte gibt es?
Es gibt zwei verschiedene Konzepte, Pferde zu entwurmen. Dabei handelt es sich zum einen um die strategische, zum anderen um die selektive Entwurmung. Obgleich die strategische Entwurmung am häufigsten eingesetzt wird, weisen beide Konzepte Vor- und Nachteile auf oder sind im Falle der selektiven Entwurmung nicht für Pferde aller Altersstufen gleichermaßen geeignet. Bei der Wahl des geeigneten Entwurmungskonzeptes hilft der Tierarzt.
Die Entscheidung muss von einigen Faktoren, beispielsweise der Haltungsform, dem Pferdebestand und der Kooperationsbereitschaft aller Pferdebesitzer abhängig gemacht werden.
15.3. Strategische Entwurmung – was ist das?
Unter der strategischen Entwurmung wird die Entwurmung aller Pferde in regelmäßigen Zeitabständen, zumeist alle drei Monate, verstanden. Dabei sollten die eingesetzten Wirkstoffe und Präparate regelmäßig gewechselt werden.
Die Methode der strategischen Entwurmung weist Vor- und Nachteile auf. Ein Vorteil ist, dass alle Pferde regelmäßigen Entwurmungen unterzogen werden und kein Pferd dabei ausgelassen wird, das eine Entwurmung benötigt. Bei Jungpferden bis zu einem Alter von mindestens drei Jahren ist auf Grund des im Vergleich zu älteren Pferden weniger ausgereiften Immunsystems die strategische Entwurmung unbedingt durchzuführen. Allerdings wird bei diesem Entwurmungskonzept nicht berücksichtigt, dass sich in vielen Pferdebeständen der größte Wurmbefall auf wenige Pferde konzentriert, sodass auch Pferde mit entwurmt werden, die eigentlich keine Wurmkur benötigen.
Durch diese Problematik kann es zur Bildung resistenter Würmern kommen. Auch kann eine Resistenzbildung gefördert werden, wenn die Präparate bei der strategischen Entwurmung nicht regelmäßig gewechselt werden.
15.4. Selektive Entwurmung – was ist dabei zu beachten?
Ziel der selektiven Entwurmung ist es, nur die Pferde gegen Magen-Darm-Parasiten zu behandeln, die einen hohen Wurmbefall aufweisen. Dazu sendet der Tierarzt in regelmäßigen Abständen Kotproben der Pferde in ein spezielles Untersuchungslabor ein. Die Kotproben werden auf das Vorhandensein von Parasiteneiern hin untersucht. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse werden in der Pferdeherde sogenannte „Hoch- und Niedrigausscheider“ sowie „schwankende Eierausscheider“ unterschieden. Je nach Gruppe, werden die notwendigen Entwurmungen angepasst. Auch kann durch die Analyse der Kotproben die Wirksamkeit eines vorher angewendeten Entwurmungsmittels überprüft werden. Vorteil dieser Methode ist, dass eine weitere Resistenzbildung von Würmern vermindert wird. Auch kann eine Aussage über die Wirksamkeit eines angewendeten Präparates getroffen werden. Diese zwei Aspekte sind von großer Wichtigkeit, da unter den Magen-Darm-Parasiten zunehmend Resistenzen festgestellt werden.
Allerdings gilt es zu bedenken, dass auch bei einem starken Wurmbefall nicht durchgehend Wurmeier im Kot feststellbar sind. Deshalb kann es sein, dass ein Pferd bei der selektiven Entwurmungsmethode nicht entwurmt wird, obwohl es eine Wurmkur benötigt. Auch ist es von großer Wichtigkeit, dass alle Pferde, die sich beispielsweise eine Weide, den Stall oder einen Paddock teilen, strikt im Rahmen der regelmäßigen Kotproben untersucht werden. Andernfalls kann es zur erneuten Ansteckung von Pferden kommen.
- 1. Einleitung
- 2. Definitionen und Begriffsbestimmungen
- 3. Grundlagen
- 4. Anwendungsbereiche des Hygieneleitfadens
- 5. Der Betrieb
- 6. Die Pferde
- 7. Beteiligte Personen
- 8. Veranstaltungen (Turniere, Schauen, Lehrgänge)
- 9. Transporte
- 10. Auslandsaufenthalte und Reisen mit dem Pferd
- 11. Ein Pferd krank – wie geht es weiter und was ist zu tun?
- 12. Hygienemaßnahmen: Was, wann und wie?
- 13. Ab wann gilt der betroffene Stall wieder als „frei“?
- 14. Impfungen des Pferdes und Impfmanagement
- 15. Empfehlungen zum Entwurmungsmanagement